Über drei Fußballfelder ist er lang – der Kanalabschnitt von der Weißensteinstraße bis Wöhlerstraße im Gewerbegebiet Weierheide. Und nicht nur die Länge, die saniert werden muss, ist beeindruckend, sondern auch die weiteren Maße: 1,8 Meter hoch und 1,2 Meter breit ist der Kanal – Dimensionen, in denen kleinere Menschen bequem stehen können. Ein besonderes Projekt für den Betrieb „Kanäle und Straßen“ der WBO, denn die Sanierung erfolgt in einem sogenannten Linerverfahren. Dabei wird in den bestehenden Altkanal ein Schlauch aus Glasfaser eingezogen, der diesen von innen auskleidet. Großer Vorteil: Für die Baumaßnahme muss nicht der gesamte Kanal freigelegt werden – eine Baugrube am Start und eine am Ende reichen aus. Das spart zum einen Zeit und zum anderen Kosten. „Die Kosten dieses Verfahren liegen ungefähr bei einem Drittel einer ‚normalen‘ Kanalsanierung. Aus diesem Grund arbeiten wir regelmäßig mit Linern“, erklärt Michaela Pöpping, Bauleiterin bei der WBO. „Allerdings kommt ein Liner mit diesem Umfang und dieser Länge hier in Oberhausen nicht alltäglich zum Einsatz. Der Einbau ist technisch sehr anspruchsvoll und deshalb umso spannender für uns.“ Der Liner hat einen Durchmesser von 1,6 Metern, nach dem Einziehen wird er von innen mit Druckluft aufgeblasen, der Fachbegriff heißt „Aufstellen“, und schmiegt sich dadurch perfekt an den eiförmigen Kanalquerschnitt. Anschließend fährt ein Spezialroboter ausgestattet mit UV-Lampen durch den neuen Kanal und härtet diesen durch das UV-Licht aus. „Man spricht bei diesem Verfahren vom Einbau eines UV-Licht härtenden Liners“, so Michaela Pöpping.
Einbau in zwei Abschnitten
Um ganz sicher zu gehen, dass der Einbau reibungslos funktioniert, zieht die WBO den Liner in zwei Abschnitten in den Kanal. Zusätzlich zu den Baugruben am Anfang und Ende entsteht noch eine in der Mitte. So werden im ersten Abschnitt circa 150 Meter und im zweiten Abschnitt weitere 170 Meter saniert. „Gerade bei Projekten in dieser Größenordnung, gehen wir lieber auf Nummer sicher“, sagt die WBO-Expertin. Der Einbau erfolgt in Fließrichtung des Kanals, also von der Weißensteinstraße aus. Dabei wird ein Stahlseil von der mittleren Baugrube durch den Kanal gezogen, an dem dann der Liner, der auf einem LKW an der anderen Seite liegt, befestigt wird. Anschließend zieht eine Winde das Stahlseil mitsamt Liner zurück durch den Kanal. „Hierbei ist besondere Vorsicht geboten und es darf nur langsam gezogen werden, damit der neue Liner nicht beschädigt wird“, so Michaela Pöpping. Bei der Aushärtung ist dann auch noch einmal Geduld gefragt, denn der Roboter mit den UV-Leuchten fährt nur 25 Zentimeter pro Minute. „Das ist die maximale Geschwindigkeit damit an alle Stellen des Liners ausreichend Licht kommt und er überall richtig aushärtet. Denn nach Abschluss der Maßnahme ist es im Kanal wieder dunkel. Das bedeutet, alles das, was nicht ausgehärtet ist, wird auch nicht mehr aushärten.“ Für die WBO ist diese Baumaßnahme als Pilotprojekt zu sehen, um bei künftigen Baustellen auch Liner in diesen Dimensionen einbauen zu können. „Für uns ist es wichtig, dass wir uns in den Verfahren ständig weiterentwickeln und auch technisch verbessern. Nur so können wir die hohe Qualität auch in Zukunft gewährleisten“, erklärt Andreas Kußel, Geschäftsführer der WBO.